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Schulentwicklung 2014-15

Die Gemeinschaftsschule

Statt Pauken im Gleichschritt - Lernen im eigenen Takt
Statt ausgrenzender Konkurrenz - unterstützende Gemeinschaft

Pressegespräch mit der RNZ

 

"Gemeinschaftsschule bringt viele Vorteile"

Schulleiter Scheuermann: Realschule und Gemeinschaftsschule können nebeneinander bestehen

 

[11.12.2014] Die Schullandschaft ist in steter Bewegung, das Bildungswesen steht vor enormen Herausforderungen. Auch in Buchen wird sich einiges ändern müssen. Das hat einerseits mit rückläufigen Schülerzahlen zu tun und andererseits mit dem Wunsch von immer mehr Eltern nach Ganztagesunterricht und differenzierten Unterrichtsmodellen. Für den Schulleiter der Karl-Trunzer-Schule, Walter Scheuermann und Konrektorin Natalie Ederer ist klar, dass an einer Gemeinschaftsschule schon aus pädagogischen Gründen kein Weg mehr vorbei führt. Warum das ihrer Meinung so ist, darüber führte die RNZ ein Gespräch.

 

Der Gemeinderat wird in seiner ersten Januar-Sitzung als Schulträger darüber entscheiden, wohin die Reise führt. Denn die Zahlen sprechen für sich: In den nächsten zehn Jahren wird der Schülerrückgang bei der Realschule fast 25 Prozent betragen, bei der Hauptschule sogar 30 Prozent!

 

Und Walter Scheuermann will von einer Vereinnahmung der benachbarten Realschule nichts wissen und verweist auf das Beispiel Horb, wo Realschule und Gymnasium in direkter Nachbarschaft weiter eigenständig existieren. Die Gemeinschaftsschule fördere die speziellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen der Schüler und befähigt sie später für alle Bildungsabschlüsse, erklärt Natalie Ederer. Deshalb könne die Realschule  eigenständig neben der Gemeinschaftsschule bleiben. Und damit macht die Trunzer-Werkrealschule aus der Not eine Tugend, denn bislang scheiterten alle Gesprächsversuche, die Realschule mit ins Boot zu holen. Beide Schulen haben derzeit zusammen rund 850 Schüler. Es gebe deshalb Vorteile, beide Schulen parallel fortbestehen zu lassen, formuliert Scheuermann. Er wolle eine stabile zweizügige Schule und nicht vierzügig werden.

 

Die gesamte Schulgemeinschaft der Karl-Trunzer-Schule stehe zur Bildung einer Gemeinschaftsschule, so Scheuermann. Man habe bereits Kontakt zum Schulamt Mannheim aufgenommen. Demnach seien die Voraussetzungen zur Genehmigung gegeben. Die Frage sei jetzt, ob auch der Schulträger dies so wolle und der politische Wille hierzu artikuliert wird. Voraussetzung sei da auch das Konzept. "Unser pädagogisches Denken und Handeln in den letzten Jahren ist in einem Schulkonzept dargelegt, das geradewegs in die Gemeinschaftsschule führt." Die Gemeinschaftsschule sei eine notwendige Weiterentwicklung der Karl-Trunzer-Schule.

 

Statt Pauken im Gleichschritt käme Lernen im eigenen Takt, statt ausgrenzender Konkurrenz käme die unterstützende Gemeinschaft. Walter Scheuermann verweist auf ein größeres Einzugsgebiet. Damit wäre man flexibel, um auf verschiedene Schülerströme zu reagieren.

 

Natalie Ederer spricht von einem Paradigmenwechsel, was das Lernen betrifft. Sie erinnert an die Grundsätze der Gemeinschaftsschule wie längeres gemeinsames Lernen, keine Trennung nach Klasse vier, Bildungsstandards der Hauptschule, Realschule und des Gymnasiums, späte Entscheidung über den Schulabschluss, voneinander und miteinander lernen, Lerngruppen statt Klassen, zielorientierte Inputs, Lehrer als Lernbegleiter und Lerncoach.

 

Unsinn sei es, dass die Schüler machen könnten was sie wollen oder allein gelassen würden. Auf die Lehrkraft käme es an: Der Lehrer baut eine positive Beziehung zu den Schülern auf, vereinbart mit den Schülern die Lernziele. Er erfasse, überprüfe und bewerte, ob die Schüler das Vermittelte verstanden haben, vermittle Wissen auf dem jeweils angemessenen Niveau. Der Lehrer führe angeleitete Übungen durch und fordere zum unabhängigen Üben auf.

 

Hinsichtlich des Schulgebäudes verweist Scheuermann auf ein adäquates Raumangebot, das geschaffen werden müsse. So habe ein Kind drei Lehrer: Der erste Lehrer seien die anderen Kinder. Der zweite Lehrer sei der Lehrer und der dritte Lehrer sei der Raum. Dr. Otto Seydel vom Institut für Schulentwicklung: "Ein guter Schulbau führt nicht automatisch zu gutem Unterricht, aber er kann ihn maßgeblich unterstützen. Ein schlechter Schulbau kann guten Unterricht erschweren, oft sogar verhindern."

 

Während bislang oft der Vortrag des Lehrers und ein fragend entwickelndes Unterrichtsgespräch zu 90 Prozent die Stunde mit Langeweile füllen, beherrschen die zukunftsweisende Schulart Einzelarbeit, Kleingruppen, Lerngruppen und Klassenverband. Das findet gleichzeitig oder zum Teil im schnellen Wechsel statt. So bietet die Gemeinschaftsschule gemeinsames Lernen (Präsentation, Vortrag, Referat, Informationsinput), individualisierten Unterricht (Freiarbeit, Lernwerkstatt, Wochenplan, Lernateliers, selbst organisiertes Lernen) und kooperativen Unterricht (Projekte, Partner- und Gruppenarbeit).

 

Die Ganztagesgrundschule komme ab dem Schuljahr 2016/17. Auch die Realschule erhalte dann ein neues Konzept und alle Schularten neue Bildungspläne. Und so sei es günstig, zum gleichen Zeitpunkt den Einstieg in die Gemeinschaftsschule vorzunehmen. Grundlage sei ein pädagogisches Konzept.

 

Der Schulträger (Stadt) müsse die Raumplanung vorlegen und den Antrag stellen. Nach einer ersten Visitation des Schulamtes im Juli 2015 habe man noch ein Jahr Zeit, um das Konzept umzusetzen. Ab Schuljahr 2016/17 könne man dann mit Klasse 5 den Einstieg in die Gemeinschaftsschule vornehmen.

 

"Landesweite Rückmeldungen zeigen, dass die Gemeinschaftsschulen erfolgreich gestaltet werden", so Schulleiter Walter Scheuermann.

 

Text u. Foto: Weidenfeld, RNZ

 
Die Entscheidung, ob es eine Gemeinschaftsschule im Schulzentrum gibt, trifft der Gemeinderat im Januar. Nach den Vorstellungen von Schulleiter Walter Scheuermann von der Karl-Trunzer-Schule (r.) könnte dabei die Abt-Bessel-Realschule (l.) eigenständig weiter existieren