Vorstellung der Schulsozialarbeit

Berichte der RNZ, 16./17.05.2012
Schulsozialarbeit ist für die Karl-Trunzer-Schule und die Meister-Eckehart-Schule ein wichtiger Mosaikstein. Dieser Tage wurde Diplomsozialpädagogin Corona Fertig der Öffentlichkeit vorgestellt. Unser Foto zeigt v.l. Schulleiterin Karin Müller, Schulleiter Walter Scheuermann, Corona Fertig, Elternvertreterin Ingrid Ankel, Peter Zimmermann vom Caritasverband und Roswitha Hajek von der Stadt.
 
 
Die Schulsozialarbeit ist ein unverzichtbarer Baustein
 
Diplomsozialpädagogin Corona Fertig offiziell vorgestellt - Wichtige Hilfe für Schüler
 

Unter Trägerschaft des Caritasverbandes hat Schulsozialarbeiterin Corona Fertig seit 1. April 2012 an der Karl-Trunzer-Schule (KTS) und an der Meister-Eckehart-Schule ihre Arbeit aufgenommen. Am Dienstag wurde die Diplomsozialpädagogin im Beisein der Schulleiter, der Elternvertretung, des Schulträgers und der Caritas in den Räumen der KTS öffentlich vorgestellt und auf die dringende Notwendigkeit ihrer Hilfe hingewiesen. In beiden Schulen hat Corona Fertig ein eigenes Büro. Und das Hilfsangebot stößt bereits auf große Resonanz. "Die Schüler geben sich an den Sprechtagen die Klinke in die Hand", erklärte Corona Fertig.

Schulleiterin Karin Müller von der Meister-Eckehart-Schule und Walter Scheuermann von der KTS unterstrichen in ihren Statements, dass sie über die Schaffung der Stelle für die Sozialarbeiterin sehr dankbar sind. "Nur wenn wir uns in unserer Klasse sicher und wohl fühlen, können wir gut arbeiten und erfolgreich sein. Wenn wir Angst voreinander oder vor den Erwachsenen haben müssen, gelingt uns dies nicht. Damit sich alle gut und sicher fühlen können, müssen wir aufeinander achten, uns respektieren und akzeptieren", zitierte Walter Scheuermann die Aussage eines Schülers. Kinder und Jugendliche seien einem tief greifenden gesellschaftlichen und sozialen Wandel unterworfen. Dieser sei in vielen Lebensbereichen hautnah spürbar, verändere die Kinder und stelle besondere Anforderungen auf dem Weg zum Erwachsen werden. Kinder und Jugendliche wachsen in einem Geflecht des sozialen Wandels auf, der die Gefahr des "Sich-Verlierens im Dschungel der Möglichkeiten beinhalte und mit dem Verlust von verbindlichen Ordnungen und Normen einhergehe. Zudem seien Familienstrukturen im Umbruch und die Allgegenwart der Medien stelle häufig eine Konterkarierung schulisch vermittelter Werte dar. In der Wirtschafts- und Arbeitswelt seien dagegen Sozialkompetenz und Teamfähigkeit zentrale Schlüsselqualifikationen.

Walter Scheuermann verwies auf eine Veröffentlichung des Bundesministeriums für Bildung, dass in Deutschland vier Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren - also mehr als ein Viertel dieser Altersgruppe - in einer sozialen, finanziellen oder kulturellen Risikolage aufwachsen, die ihre Bildungschancen schmälere. Er verwies auf die Anstrengungen der Schule in vielen Bereichen, als Ganztagesschule alle Schüler hinsichtlich der Fach-, Methoden-, Personal- und Sozialkompetenz zu stärken.

Nicht zuletzt ist durch die längere Verweildauer an der Schule sehr schnell offenkundig geworden, wie groß sich die sozialen und personellen Defizite und der damit verbundene Hilfebedarf für eine ganze Reihe der Schüler darstelle. Auch althergebrachte Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen würden nicht mehr greifen. Ebenso habe man festgestellt, dass die bestehenden Unterstützungssysteme wie Sonderpädagogischer Dienst oder Jugendhilfe sehr stark an fehlenden personellen Ressourcen leiden. Auch die Reaktionswege seien oftmals viel zu lang und dadurch ineffektiv. Dies bestätigte Elternvertreterin I. Ankel: Die Hemmschwelle der Eltern sei oft zu groß oder die Zeit zu lang, bevor Hilfe komme.

Dagegen wirke ein Unterstützungssystem wie die vernetzte Schulsozialarbeit vor Ort und auf direktem Weg. Die Angebote von Schulsozialarbeit von C. Fertig begleiten und ergänzen die schulische Erziehungsarbeit, die erzieherische Verantwortung der Lehrkräfte bleibe erhalten. Die Schulsozialarbeit sei ein wichtiger und ergänzender Baustein des Ganztagesschulkonzeptes.

Schulleiterin Karin Müller betonte, Schulsozialarbeit "ist nicht die Lösung aller Probleme, aber eine wichtige Unterstützung unserer Arbeit. Wir suchen Bausteine", erklärte sie. Ihre Schule habe das Motto "Friedlich miteinander leben, erfolgreich miteinander lernen". Bereits geraume Zeit komme der schulpsychologische Beratungsdienst regelmäßig ins Haus. Kinder, die Jugendhilfe-Maßnahmen benötigen, werden von zwei Fachkräften der Nardini-Schule (Walldürn) betreut. Ein weiterer Baustein sei nun die Schulsozialarbeit, denn neun Stunden in der Woche komme Corona Fertig ins Haus. Das sei sehr hilfreich, wenn irgend wo Konflikte schwelen. Ein Teil der Arbeit von C. Fertig werde die Elternarbeit sein sowie die Betreuung von Schulpraktika. Einig waren sich die Schulleiter, dass bis zu zehn Prozent der Kinder die krassen Fälle ausmachen. "Wir können da auch im Kindergarten anfangen und dann in den allgemeinbildenden Schulen. Das ist das Abbild unserer Gesellschaft und diese ist in allen Schulen", unterstrich Karin Müller. "Wir müssen die Probleme anpacken und schauen, wie wir helfen können. Die Stärkung der Sozialkompetenz sei eine wichtige Grundaufgabe.

Der Dank der Schulleiter galt allen, die sich für die Einrichtung der Stelle stark gemacht haben. Für den Schulträger, die Stadt Buchen, sieht Roswitha Hajek "eine große Möglichkeit" für beide Schulen. Mit dem Caritasverband habe man einen verlässlichen Partner gefunden. Bund und Land stellen je 30 Prozent der Kosten zur Verfügung, 40 Prozent bezahlt die Stadt.

Der Leiter der Caritas-Bezirksstelle Buchen, Peter Zimmermann, erinnerte an die jahrelange Zusammenarbeit seines Verbandes mit den Schulen. Es sei sinnvoll, den Baustein Schulsozialarbeit zu integrieren. Dabei gehe es auch um diejenigen, die sich nicht wehren können und Unterstützung brauchen (siehe auch unten stehenden Artikel).

Text und Foto: F. Weidenfeld, RNZ 

 

Auch für Liebeskummer ist sie zuständig
 
40 Stunden pro Woche ist Sozialarbeiterin Corona Fertig für Schüler und Eltern da
 

Sie bringt schon fünf Jahre Berufserfahrung in der Schulsozialarbeit mit und soll an der Karl-Trunzer-Schule und an der Meister-Eckehart-Schule bei Konflikten unter Schülern helfen oder auch Eltern beraten, die hilflos Erziehungsproblemen gegenüber stehen. Diplomsozialpädagogin Corona Fertig hat an beiden Schulen ein kleines Büro und feste Sprechzeiten für die Hilfesuchenden.

 

 

 

Das Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin Corona Fertig suchen viele Schüler. "Die geben sich in meinen Sprechzeiten die Klinke in die Hand", berichtet sie.

 

 

"Sie ist ein echter Glücksgriff", lobt Schulleiter Walter Scheuermann von der Trunzer-Schule und überreicht ihr am Dienstag eine Zimmerpflanze, die für ihr kleines Büro vielleicht etwas zu groß ist. Mehr als ein Schreibtisch und ein Tisch mit drei Stühlen und ein Aktenschrank passen da beim besten Willen nicht rein. Aber es ist ein Anfang. In der Meister-Eckehart-Schule steht ein weiteres Büro zur Verfügung. Dort geht sie selbstverständlich auch in die Klassen und bietet Gespräche an.

Den "Bedarf" für Schulsozialarbeit sieht Walter Scheuermann an seiner Schule bei etwa 60 Schülern. Die geben sich nach Auskunft der Sozialarbeiterin schon die Klinke in die Hand, um über ihre Probleme zu reden oder sich Hilfe zu erbitten. Drei Tage hat sie in ihrem Büro feste Sprechzeiten.

Corona Fertig zählt fünf Bereiche auf, in der sie tätig ist. Da geht es um Einzelfall-Hilfe und Beratung, um soziale Gruppenarbeit und Angebote in Klassen. Im offenen Bereich will sie auch Arbeitsgemeinschaften anbieten. Weitere Bereiche sind die innerschulische Vernetzung und die Vernetzung nach außen, um optimal helfen zu können. Ihre klassischen Problemfelder reichen vom Liebeskummer bis zur Streitvermittlung und natürlich auch familiären Themen.

Rund 40 Stunden pro Woche ist Corona Fertig an der Schulsozialfront tätig, 80 Prozent davon an der Karl-Trunzer-Schule, 20 Prozent an der Meister-Eckehart-Schule. "Ich habe ein gutes Gefühl, dass sich mit meiner Arbeit viel entwickeln lässt", erklärt sie und unterstreicht, dass sie sich beim Caritasverband als Träger sehr gut aufgehoben fühlt.

Schulträger und Caritas versichern, dass es sich bei der Schulsozialarbeit um ein nachhaltiges Angebot für die Schüler und Eltern handelt. Zwar teilen sich zurzeit Bund, Land und Stadt die Kosten. Sollte sich nach zwei Jahren ein Kostenträger zurückziehen, würde der Kreis einspringen. "Der Vertrag von Corona Fertig läuft fünf Jahre", versichert Peter Zimmermann von der Caritas. Er unterstreicht, dass die Schulsozialarbeit auch im ländlichen Bereich immer wichtiger werden wird.

Text und Foto: F. Weidenfeld, RNZ 


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