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Filmpremiere "Saskia - die Neue"

"Zufriedene Gesichter" nach der Filmpremiere - unter der Leitung der Profis Isabelle Semma und David Grimaud (v. r.) zogen die beteiligten 9.-Klässler ein durchweg positives Fazit.
FN und RNZ berichteten 
Ein gelungenes Drehbuch ist noch lange kein Film
Schüler, Eltern und Lehrer erlebten die Aufführung eines selbst gedrehten Streifens
 
[25.04.2018]

Totenstill ist es im Anbau der Karl-Trunzer-Schule, als auf der Leinwand zu sehen ist, wie Saskia auf dem Dach der Schule steht und ihren verzweifelten Blick nach unten richtet. Sie wird doch nicht tatsächlich springen? Gebannt starren die Schülerinnen und Schüler auf den Film... und können nur noch hoffen, dass sich das Ganze noch zum Guten wendet.

Doch nicht nur der Ausgang ist interessant, auch etwas Anderes trägt dazu bei, dass der Film mit dem Titel "Saskia - die Neue" bei seiner Premiere einschlägt wie eine Bombe: Bei den Schauspielerinnen und Schauspielern handelt es sich nämlich nicht um irgendwelche fremden Darsteller, sondern um Jessica, Violeta, Shirin, Saimenur, Haris und Co. - allesamt Mädels und Jungs aus der eigenen Schule, genauer gesagt aus den beiden "Neunten". Die Drehorte sind dem Publikum bestens bekannt; und auch Drehbuch, Kameraführung, Szenerie, Filmschnitt - alles entstand in den Köpfen der KTS-Crew in den allseits bekannten Räumlichkeiten.

Der selbstgemachte Kurzfilm, der nun interessierten Schülern, Eltern und Lehrern präsentiert wurde, ist das Ergebnis eines Projekts, das der Verein "WERKstattSCHULE Heidelberg" nun ein knappes halbes Jahr lang an der Buchener Werkrealschule durchführte. Basierend auf dem selbst gewählten Thema "Mobbing" schrieben die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des KooBo-Projekts (Kooperative Berufsorientierung) zunächst ein Drehbuch, ehe sie sich unter der Leitung von echten Profis, und zwar den WERKstattSCHULE-Mitarbeitern Isabelle Semma und David Grimaud, an die praktische Umsetzung machten.

Und die hatte es wahrlich in sich! Schließlich ist ein gelungenes Drehbuch noch lange kein Film! Nicht nur, dass jede einzelne Szene eine passende Kulisse, abgestimmte Kleidung, unterstützende Farben sowie eine sinnvolle Kameraführung brauchte, jeder Schauspieler musste mit Körperhaltung, Mimik und Gestik seine Gefühlslage verdeutlichen können; und was es heißt ausdrucksvoll, überzeugend und mit Blicken zu sprechen, musste mit Atemübungen und dem Führen von Diskussionen erst einmal kleinschrittig erlernt werden.

Und dabei sind die vielen unterschiedlichen Berufe hinter der Kamera noch gar nicht angesprochen. Auf dem Weg vom Drehbuch bis zum Filmschnitt bekam die immer mehr zusammenwachsende Crew Einblicke in die facettenreichen "zunächst unsichtbaren" Berufsfelder des Filmemachens, näherte sich diesen an, und gestaltete die Rohversion immer weiter. "Jeder fand seinen Platz", freuten sich die beiden Hauptverantwortlichen über den Erfolg, "und jeder entwickelte sich irgendwie ein Stück weiter." Wobei die Lernmittel aus dem Bereich "Theater" nicht nur für den Film von Nutzen waren, sondern den Schülerinnen und Schülern auch bei weiteren Vorträgen, Referaten und anderen Präsentationen hilfreich sein könnten. Und auch das "stabile technische Fundament", das sich die Jugendlichen mit der Bedienung von Tongerät, Kamera und Co. erarbeiteten, biete einen Fundus an Wissen, so Grimaud im Rahmen der Premiere.

Schließlich ist "KooBo" ein vom Europäischen Sozialfonds und der hiesigen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit gefördertes und durch das Kultusministerium umgesetztes Projekt zur Förderung der beruflichen Orientierung. Angedacht ist, dass die Teilnehmer in 45 Kontaktstunden an der Lösung eines realen beruflichen Problems arbeiten und am Ende ein Produkt, eine Lösung oder etwas Vergleichbares präsentieren. Quasi nebenbei sammeln die Schülerinnen und Schüler berufliche Erfahrungen und kommen ins Nachdenken darüber, welche Talente in ihnen schlummern und wohin ihr eigener persönlicher Weg einmal führen könnte. Durch verschiedene künstlerische und pädagogische Mittel werden die Talente der Einzelnen herauskristallisiert,  selbstbewusstes Auftreten erarbeitet und Hemmschwellen abgebaut. Sprech- und Körpertraining, theaterpädagogische Übungen und deren spielerische Umsetzung erleichtern den Teilnehmern, sich auf der Bühne zu beweisen. "Die Jugendlichen nehmen für ihren späteren Lebensweg viel mit", sind sich die Organisatoren einig, "und werden bei Präsentationen besser mit ihren Hemmschwellen und Schwierigkeiten umgehen können." Denn allein die Kompetenz, auf Leute zugehen zu können und offener, langsamer und lauter zu kommunizieren, kann bei so manchen Angelegenheiten der Türöffner sein. Und dass es im Leben manchmal Geduld und scheinbar endlos viele Wiederholungen und Neuanfänge braucht, bis man sein Wissen angemessen nutzen und am Ziel angelangen kann, war auch für manche eine neue Erfahrung.

Dass im Laufe des Arbeitsprozesses inhaltlich am Thema "Mobbing" gearbeitet wurde, fanden die Verantwortlichen eine gute Idee, da dies ja zu einem massiven und tagtäglichen Problem in den Schulen des Landes geworden ist. Gerade neu in eine Klasse kommende Schüler haben es oft sehr schwer integriert zu werden; Vorurteile machen ihnen das Leben schwer. Mit dem Ziel, anderen Menschen aufzuzeigen, welche schlimmen Konflikte und Probleme durch Mobbing entstehen können, blieben die Teilnehmer stets konzentriert bei der Arbeit, sodass sich Semma und Grimaud in ihren Schlussworten voll des Lobes zeigten. "Ihr seid eine tolle Truppe; es hat wirklich Spaß gemacht", blickte Grimaud zurück; und Semma war sich sicher, zahlreiche Talente entdeckt zu haben.

Im Rahmen der Filmpremiere, die von Schulleiter Walter Scheuermann offiziell eröffnet wurde, reflektierte das "Filmteam" nochmals die aufeinander aufbauenden Schritte, den Einblick in die anstrengenden Jobs hinter den Kulissen, das überraschend starke belastende Gefühl, wenn es darum ging Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, sowie die zahlreichen Übungen und Trainings, die größtenteils das "sich Präsentieren" als Schwerpunkt hatten, aber auch Schreibworkshops beinhalteten. Ob extro- oder introvertiert, vorlaut oder zurückhaltend leise, technisch begabt oder mit einem Blick fürs Detail, ausdrucksstark oder kreativ - jeder fand einen "Job", der passte und in dem man sich wohl fühlte.

Und so war es auch ganz unterschiedlich, was die einzelnen Teilnehmer als "am eindrücklichsten" benannten; während es die meisten als sehr schwer einstuften, angemessen zu debattieren, die eigene Meinung argumentativ zu vertreten und bei den Sprachübungen in eine fremde Rolle zu schlüpfen. "Aber ich habe mich in die Rolle des Mobbingopfers eingefühlt, richtig mitgefiebert und mitgelitten", beschrieb Jessica Lev, die die Hauptrolle von Saskia, der Neuen, hervorragend und ausdrucksstark inszenierte.

"Eine neue Erfahrung und eine gelungene Abwechslung zum Alltag", fand die Truppe, die beim Abspann mit einem lang anhaltenden Applaus bedacht wurde. Die Crew sowie Schulleiter Scheuermann bedankten sich mit einem Geschenk und Blumen bei den beiden Profis für deren eingebrachte Kompetenz und die Ausdauer bei der Umsetzung dieses großen Projekts. "So etwas ist viel mehr wert als nur darüber zu sprechen", lobte Scheuermann die "tolle, runde Sache". Und so verabschiedeten die Profis die Klasse mit dem nicht ganz ernst gemeinten Appell: "Ihr habt einen Fundus an Wissen. Ihr könnt jetzt drehen!"

Text und Fotos: I. Waldherr, KTS

Fotoserie zur Filmpremiere

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