Das Trainingsraum-Programm

 

Die "Stärkung der sozialen Kompetenz" ist eine der 5 Säulen des Schulkonzeptes der Karl-Trunzer-Schule.

Das eigenverantwortliche Lernen und Arbeiten der Schüler, kurz "EVA", ist Dreh- und Angelpunkt der durch das "Klippert-Programm" angestrebten Lernkultur.

 
 
 
 
 
 
 

Grundlegendes

1) Unterrichtsstörungen 

  • Im Unterricht verfügen Schüler und Lehrer über eigene Wünsche und Ziele, die sehr unterschiedlich sein können. Wird das eigene Verhalten nicht durch Regeln und durch Verantwortungsbewusstsein gelenkt, entstehen Störungen.
  • Menschliches Verhalten läuft nicht willkürlich ab, sondern ist stets mit einem persönlichen Gewinn oder Nutzen verbunden.
  • Der Nutzen kann oft schon in der Kommunikation mit anderen, in einer Reduktion von Langeweile bei Unter- bzw. Überforderung oder nur in angenehmer Ablenkung liegen.
  • Ermahnungen, Tadel und andere Formen von Zurechtweisungen stellen für manche Schüler eine Form der Zuwendung dar.
  • Manche Schüler erfahren durch ihr Störverhalten einen Imagegewinn bei den Klassenkameraden.
  • Mit Druck ändern Schüler eventuell nur kurzfristig ihr Verhalten. Langfristig ändern sie es nur dann, wenn sie es selbst wollen.
  • Störendes Verhalten wird dann aufgegeben, wenn Schüler spüren, dass sie langfristig keinen Gewinn daraus erzielen.

2) Störungen aus einem anderen Blickwinkel sehen

  • In Bezug auf die Störungsempfindlichkeit unterscheiden sich die Lehrer untereinander.  Störungswahrnehmungen sind zudem von der jeweiligen Arbeits- und Sozialform, vom Unterrichtsfach, den eingesetzten Lehr- und Lernmittel usw. abhängig.
  • Ein Schüler stört, weil er damit etwas bezwecken will.
  • Störungen sind offene oder verdeckte Botschaften, die entschlüsselt werden müssen.
  • Im Unterricht kann eine spontane und effektive Verhaltensreflexion (Intention des Störers, Plan zur Vermeidung der Störung) nicht stattfinden.
  • Dies ist im Trainingsraum möglich, wobei störende Schüler dorthin gehen können. (Sie entscheiden sich dafür und werden nicht geschickt.)
  • Mit Hilfe eines Trainingsraumlehrers wird eine Stärkung des Schülerbewusstseins für Regeln und Regelverletzung angestrebt sowie zu verantwortlichem Handeln motiviert.

3) In Eigenverantwortung denken und handeln

  • Grundidee: Jeder Mensch ist nur für sein eigenes Tun verantwortlich.
  • Eigenverantwortlich zu handeln sind viele Schüler nicht gewohnt, sie haben Strategien zur Vermeidung der Eigenverantwortung ("Der hat angefangen.") entwickelt.
  • Der Schüler selbst ist für sein soziales Verhalten und sein Lernverhalten verantwortlich.
  • Der Lehrer ist für die Unterrichtsqualität verantwortlich, dazu gehört ein gutes Klassenklima sowie gute Beziehungen zum Schüler.
  • Der Lehrer erfüllt eine Vorbildfunktion, die sich vor allem in einem respektvollen Umgang mit dem Schüler niederschlägt.
  • Erziehender Unterricht zielt ab auf eine Stärkung der sozialen Kompetenz des Schülers (Rücksichtnahme auf andere, Übernahme von Verantwortung für eigenes Handeln).
  • Lernwillige Schüler müssen dies störungsfrei tun können, immer wieder störende Schüler brauchen Hilfe und Unterstützung.
  • Die Grundlage für verantwortungsbewusstes Denken und Handeln stellen die Klassenregeln dar.

4) Regeln fördern das eigenverantwortliche Denken und Handeln

  • Regeln bilden den Rahmen für wünschenswertes Verhalten, sie geben dem Schüler Orientierung und Sicherheit.
  • Die Grenzen werden altersgemäß enger oder weiter gefasst.
  • Lehrer und Schüler stellen gemeinsam ihre Regeln auf, wofür auch Zeit notwendig ist.
  • Die Formulierung von Regeln sollte in schülergerechter Form erfolgen.
  • Zur Zielerreichung ist eine einheitliche Reaktion der Lehrer auf Regelverstöße notwendig.

Die drei Grundregeln

  1. Jede Schülerin und jeder Schüler hat das Recht, ungestört zu lernen.
  2. Jede Lehrerin und jeder Lehrer hat das Recht, ungestört zu unterrichten.
  3. Jede/r muss stets die Rechte der anderen respektieren.

Die Umsetzung in der Klasse


Im Trainingsraum

Der Schüler erhält zunächst anhand eines Arbeitsblattes die Möglichkeit, über das eigene Störverhalten nachzudenken und einen Rückkehrplan zu erarbeiten.

Auf eigenen Wunsch bekommt er in einem sich anschließenden Gespräch Unterstützung von dem anwesenden Trainingsraumlehrer.

Ziel eines solchen Gesprächs in offener und respektvoller Haltung ist es herauszuarbeiten, welche konkreten Schritte der Schüler zur künftigen Vermeidung von Störungen unternehmen will.

Erst wenn der Rückkehrplan schriftlich ausformuliert ist, kann der Schüler wieder regulär am Unterricht teilnehmen.

Über den versäumten Unterricht muss er sich bei einem Klassenkameraden informieren und ggf. Aufgaben nachholen.


Elternbeteiligung

Elterninformation

Bei Eintritt eines Schülers in die Karl-Trunzer-Schule werden die Eltern in einem Elternbrief über die Grundstrukturen des Programms informiert.

Detaillierte Informationen sind in Elterngesprächen und der Klassenpflegschaftssitzung möglich.

 

Elterngespräche

Im Rahmen des Trainingsraum-Programms werden Eltern in drei Fällen zu einem Gespräch immer zeitnah eingeladen:

  • Der Schüler weigert sich, in den Trainingsraum zu gehen.
  • Der Schüler verweigert im Trainingsraum die Mitarbeit.
  • Der Schüler besucht häufig den Trainingsraum und zeigt keine Verhaltensänderung.

 

Die Elterngespräche werden auf der Basis einer Erziehungspartnerschaft von Elternhaus und Schule mit dem Ziel geführt, weitere Hilfsmaßnahmen für den betreffenden Schüler zu ergreifen.


Laufzettel und Formulare

Hilfreich für einen effektiven Ablauf des Programms sind eine Reihe von Formularen:

 

  • Das "Zuweisungsformular" - ein Informationsblatt für den Trainingsraumlehrer
  • Formular "Mein Plan" - Arbeitsblatt für den Schüler zur Verhaltensreflexion und Erarbeitung eines Rückkehrplanes
  • Tages- und Klassenprotokoll im Trainingsraum - zeitliche Angaben zum Trainingsraumbesuch werden in Klassenlisten festgehalten
  • Elternbenachrichtigung
  • Einladung zum Elterngespräch

 


Das Trainingsraum-Programm - eine Methode, ein Prozess, ein Verfahren, eben ein Programm,

das mit klaren Regeln und klaren Konsequenzen Unterrichtsstörungen entgegenwirken

und die soziale Kompetenz der Schüler stärken soll.

 


 

Literatur- und Linktipps

Heidrun Bründel, Erika Simon Die Trainingsraum-Methode: Unterrichtsstörungen - klare Regeln, klare Konsequenzen.
Beltz Verlag, Weinheim, 3., erweiterte und aktualisierte Auflage 2013
Albert Claßen, Karin Nießen Das Trainingsraum-Programm: Unterrichtsstörungen pädagogisch auflösen. Klasse 5-10
Verlag an der Ruhr, Mühlheim, 2006
Stefan Balke Die Spielregeln im Klassenzimmer
Karoi Verlag, Bielefeld, 2003
Landesinstitut für Schulentwicklung B.-W. (LiS) Das Programm '"Sozialer Trainingsraum" - Umgang mit Unterrichtsstörungen
(Handreichung 2007)
WWW:  
Die Trainingsraum-Methode
(Dr. Heidrun Bründel und Erika Simon)
www.trainingsraum-methode.de
Das Trainingsraum-Programm
(Stefan Balke)
www.trainingsraum.de

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