Woche der Wiederbelebung

Richtiges Reanimieren will gelernt sein

„Er atmet nicht mehr“, „Zurücktreten! Schock!“, „Frequenz erhöhen“ - wer in der vergangenen Woche durch den Anbau der Karl-Trunzer-Schule lief, dachte wahrscheinlich, er sei im Krankenhaus. Etwa 30 Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums Buchen nahmen an der „Woche der Wiederbelebung“ teil und arbeiteten an der Reanimation mit einem AED, einem automatisierten externen Defibrillator. Die verantwortlichen Lehrkräfte Alexander Steuerwald und Heiko Leitner freuten sich, dass sowohl „Wiederholer“ gekommen waren, die ihre Kenntnisse auffrischen wollten, als auch „Neue“, die sich neu ausbilden ließen. Ziel der deutschlandweit begangenen Themenwoche ist es, die Kenntnisse bezüglich Reanimationsmaßnahmen zu verbessern und die Bereitschaft der Bevölkerung zu erhöhen, im Notfall einzugreifen. Am Ende waren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer unisono der Meinung: „Dieser Kurs ist zwar stressig und anstrengend, aber richtig wichtig.“

„Es ist mir ein großes Anliegen, die Reanimation ins Bewusstsein vieler Menschen zu rücken und gerade Jugendliche für die lebenswichtige Bedeutung dieses Wissens zu sensibilisieren“, erklärte Steuerwald, der diese Schulung an der Karl-Trunzer-Schule bereits seit mehreren Jahren leitet und mittlerweile zusammen mit Heiko Leitner einen Schulsanitätsdienst im Schulzentrum eingerichtet hat. Ausgebildete Schüler sind – in Schichten eingeteilt – mit Walkie-Talkies ausgerüstet und können bei Vorfällen in der Schule schnell mit ihrem Erste-Hilfe-Koffer da sein. Glücklicherweise handelte es sich bisher meist „nur“ um kleinere Unfälle oder Unwohlsein; aber mittlerweile sind die Jugendlichen auch für Schlimmeres gerüstet – immer in der Hoffnung, dass sie diese Kompetenzen nie brauchen werden.

Ansprechen, rütteln, Kopf überstrecken, Atmung kontrollieren, stabile Seitenlage, parallel noch schnell die 112 wählen und einen richtigen Notruf absetzen - in Windeseile hatten Evelina, Jasmin und Sophia das Nötigste getan, um der aufgefundenen Person eine Rettung zu ermöglichen. Zufrieden „übergaben“ die „Halb-Profis“ sie den heran eilenden Sanitätern.

Bei Jonas, Kevin, Mike und Luis sah die Sache anders aus. Sie mussten feststellen, dass ihre „Opfer-Puppe“ nicht mehr atmete und entschlossen sich daher zur manuellen Herz-Lungen-Wiederbelebung mit Herzdruckmassage: Entkleiden, Druckpunkt finden, auf Drucktiefe und Rhythmus konzentrieren und los geht´s. Während sich zwei Jungs dieser Aufgabe widmeten, holte einer den AED und der Vierte setzte den Notruf ab. Die Arbeit nach dem Motto "Hand in Hand" funktionierte hervorragend.

Ohne den nötigen Spaß ganz aus den Augen zu verlieren, war in diesem Raum ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit zu spüren. Wenn plötzlich fetziger Beat aufgedreht wurde, war das kein Zeichen für Jux und Dollerei, sondern in diesem Lied findet sich der richtige Rhythmus für die Geschwindigkeit der Herzdruckmassage. Schnell wanden sich die motivierten Jugendlichen ihrem „Opfer“ zu und drückten und zählten. „...29, 30 und zwei Mal beatmen ... und 1 und 2 ...“. Die ein oder andere Schweißperle und rote Gesichter wiesen eindeutig darauf hin, dass eine Reanimation kein Kinderspiel ist. „Es war sehr anstrengend und geht echt in die Arme“, bestätigte auch Sarah, die sich nach der gelungenen Rettung erst einmal lockerte.

Auch wenn es heißt, ab zwölf Jahren sei man in der Lage, eine Reanimation an Erwachsenen durchzuführen, so ist es doch ein großer Vorteil, wenn man einen AED griffbereit hat ... und diesen auch bedienen kann. Der automatisierte externe Defibrillator ist zunehmend an öffentlichen Plätzen und Gebäuden vorzufinden, „und auch wenn wir hoffen, dass ihr das alles nie brauchen werdet, so seid ihr - wenn der Notfall eintritt - einsatzfähig“, bescheinigten Steuerwald und Leitner, die in den nächsten Wochen einige weitere Mädchen und Jungs für den Schulsanitätsdienst ausbilden werden.

Die Kids sorgen in ihrer Schule einfach für ein gutes Gefühl. Sie haben sich ein Bewusstsein für die möglichen Situationen aufgebaut. Wie meinte ein Mädchen beim Hinausgehen so treffend: „Wenn ich echt mal ein Menschenleben retten kann - das wäre ja krass!“

[I. Waldherr]